Karten Schmidt und Knuth Herrmann holen einen Fisch zum Begutachten aus dem Wasserbecken.
Guido Werner/TEAG

Alles im Fluss

Ein Jahr Fischkindergarten im Heizkraftwerk Schwarza

Den Rückgang heimischer Fischarten stoppen: Das ist das Ziel der Brutstation an der Schwarza – einer Zusammenarbeit der TEAG-Tochter TWS (Thüringer Wärme Service GmbH) mit Thüringer Artenschützern und Angelverbänden, die in Deutschland ihresgleichen sucht.

Sowas gab es noch nie: Ein Thüringer Heizkraftwerk und regionale Artenschützer kooperieren, um den Bestand von selten gewordenen Fischarten wieder aufzustocken. Dazu wurde vor knapp einem Jahr auf dem Kraftwerksgelände der TWS in Schwarza zusammen mit dem Verband für Angeln und Naturschutz Thüringen e.V. (VANT) ein Bruthaus errichtet. Die fischereiliche Ausrüstung, sowie die Aufzucht übernimmt dabei der VANT. Die TWS liefert Wasser, Wärme und Strom für die Fischaufzucht.

Die Herausforderung

Aufgrund unseres menschlichen Einflusses ist unsere Kulturlandschaft, besonders die Gewässer, von großen Veränderungen geprägt. So ist das Wasser in den Flüssen, beispielsweise im Bereich der Saale, unter anderem deutlich kühler als noch vor einigen Jahrzehnten, wodurch einige Arten kaum noch überlebensfähig sind.

Das Prinzip

Geschlechtsreifen Tieren werden im Idealfall direkt an den Heimatgewässern Eier und Samen – im Anglerjargon Rogen und Milch – entnommen und in der Zuchtstation auf dem Gelände der TWS befruchtet. Und weil das Wasser der Saale für die Aufzucht zu kalt wäre, fließt in die Station das erwärmte Kühlwasser der Energieerzeugung der TWS und sorgt dort für angenehme Temperaturen. Die kleinen Fische werden von einem Team ehrenamtlicher VANT-Mitglieder mit ganz viel Liebe zum Detail so lange aufgepäppelt, bis sie selbstständig überleben können, und dann wieder ausgesetzt. Das soll helfen, die Fischbestände zwischen Weißer Elster und Unstrut zu stabilisieren und langfristig zu sichern.
 

Wir unterstützen das gern. Unsere Leute hier wissen alle Bescheid und schauen auf ihren Kontrollgängen übers Gelände auch rund um das Bruthaus immer nach dem Rechten. Bei Auffälligkeiten informieren wir unsere Ansprechpartner vom VANT sofort.

– Mathias Friedrich, TWS-Geschäftsführer

Knuth Herrmann vom VANT an einem der Fischbecken.
Guido Werner/TEAG

Knuth Herrmann vom VANT kümmert sich mit großem ehrenamtlichem Engagement und Liebe zum Detail beinah täglich um die Belange im Bruthaus in Schwarza.

Knuth Herrmann vom VANT an einem der Fischbecken.
Guido Werner/TEAG

Das Besondere

Anders als in vielen professionellen Fischzuchtbetrieben soll die gesamte Bandbreite der heimischen Fischarten unterstützt werden – auch jene, die für Angler von geringem oder keinem Interesse sind: Von der vom Aussterben bedrohten Zährte über die stark gefährdeten Nasen und Quappen bis hin zu verbreiteten Arten wie Hasel, Ukelei, Gründling, Forelle und Elritze soll die gesamte Artenvielfalt abgedeckt werden. Die Jungfische werden zum Selbstkostenpreis an Angelvereine, Teichbesitzer und Umweltschützer abgegeben.

Und es funktioniert: Die ersten Fische im Bruthaus waren Nasen, Döbel und Quappen. Im Herbst vergangen Jahres wurden dann vor allem Forellen abgefischt. Im Frühsommer 2019 wiederum tummelten sich unzählige Äschen, Elritzen und Karauschen in den Becken.

Unser Zucht-Projekt in Schwarza zeigt wunderbar, was alles möglich ist, wenn alle an einem Strick ziehen. Wir sind super zufrieden mit der Entwicklung. Einerseits natürlich, weil es zu den Aufgaben passionierter Angler gehört, Bestände zu erhalten. Andererseits aber auch, weil wir schon zahlreiche Erkenntnisse gewinnen konnten. Ganz wesentlich für das Gelingen ist das Team von sechs bis sieben ehrenamtlichen Helfern, ohne die das Projekt langfristig gar nicht funktionieren könnte.

– Karsten Schmidt, Präsident VANT

Knuth Herrmann hält einen Fisch in der Hand.
Guido Werner/TEAG

Im Mai dieses Jahres wurden unter anderem zahlreiche Karauschen, auch bekannt als Bauernkarpfen, großgezogen und in Thüringer Waldgewässern ausgesetzt.

Brutstation an der Schwarza auf dem Gelände des Kraftwerks.
Guido Werner/TEAG

Hintergrund

Das Heizkraftwerk in Schwarza nutzt das Wasser aus den anliegenden Flüssen, Saale und Schwarza, zum Kühlen der Dampfturbinen. Dieses bis auf 35 Grad erwärmte Wasser wird anschließend in die Saale zurückgelassen. Dieses Wasser wird nun umgeleitet und für die Temperaturregulierung der Fischzucht verwendet. Außerdem wird das Flusswasser für die Produktion gefiltert und nun auch für die Aufzuchtbecken verwendet.