Quartiersprojekt „Neuer Weg“ eG in Gera
Bertram Bölkow/TEAG

Quartierslösung Gera

Die Wohngenossenschaft „Neuer Weg“ eG aus Gera lässt in einem Großprojekt ein grünes Wärmenetz für rund 650 Wohnungen errichten und gleichzeitig die Wohnblocks mit Glasfaser zukunftssicher erschließen. Die Genossenschaft setzt dabei auf das Know-how von TWS und TNK.

In Gera-Langenberg modernisiert die Wohngenossenschaft „Neuer Weg“ eG gerade ein ganzes Quartier. Die rund 650 Wohnungen bieten Platz für Singles, Familien und Studenten-WGs, aber auch Arztpraxen und pflegebetreute Senioren-Wohngemeinschaften. Die TNK Thüringer Netkom (TNK) kümmert sich um die Komplettversorgung mit Telefonie, Internet und Fernsehen. Die TWS Thüringer Wärme Service GmbH (TWS) errichtet ein modernes Wärmenetz. „Als wir vor drei Jahren vor der Aufgabe standen, in absehbarer Zeit etwa 30 Gasetagen-Heizungen erneuern zu müssen, waren wir uns im Vorstand schnell einig: Keine halben Sachen. Wir wollen eine zentrale, zukunftssichere und möglichst CO2-sparende Wärmeversorgung für alle 650 Wohnungen“, berichtet Jana Höfer, technischer Vorstand der Wohngenossenschaft. Die beauftragte Machbarkeitsstudie zeigte: Da geht was. „Und wenn schon überall Wärmetrassen aufzureißen sind, soll Glasfaser mitverlegt und bis in die Wohnungen geführt werden“, so Jana Höfer dazu, wie das Gesamtkonzept zustande kam.

Multimediale Ausstattung

Für die TNK ist die Glasfaserbereitstellung für die Liegenschaften der Wohngenossenschaft „Neuer Weg“ eG trotz langjähriger Erfahrungen ein neuartiges Projekt. Innerhalb eines Jahres wurde, ohne größere Einschränkungen für die Mieter, ein Glasfaserhausanschluss in allen Objekten aufgebaut. Von dort aus werden nun in den nächsten zwei bis drei Jahren die Einzelanschlüsse sukzessive direkt bis in jede Wohnung gezogen. Für die Zusammenarbeit mit der Wohngenossenschaft hat die TNK zudem ihr Produktangebot extra erweitert: „Neben einem Internet- und Telefonangebot war uns auch ein Fernsehangebot auf Basis der neuen Technik wichtig“ so Jana Höfer. Und Holger Peltsch, Projektleiter bei der Thüringer Netkom ergänzt: „Dafür haben wir in unser Produktportfolio neue, ganz auf die Bedürfnisse der Wohngenossenschaft und Ihrer Mieter abgestimmte Produkte entwickelt.“ Unter anderem bietet die TNK jetzt auch für das Quartier in Gera-Langenberg ein Fernsehsignal an. „Die Mieter haben die Wahl und können sich aus einem breiten Produktangebot das für sie Passende auswählen. Besonders beliebt ist die 3er-Kombi bestehend aus Internet, Telefon und Fernsehen“, erklärt Holger Peltsch weiter.

Zukunftssicheres Wärmekonzept

Auch bei der Wärmeversorgung kommt zukünftig eine höchst innovative, CO2-sparende Lösung zum Einsatz. Herzstück ist ein Kombinations-Kraftwerk, bestehend aus einer hoch effizienten und innovativen Kraft-Wärme-Kopplungsanlage (iKWK) sowie einer Wärmepumpe. In der iKWK-Anlage werden gleichzeitig Strom und Wärme erzeugt – noch mit Erdgas, in Zukunft dann mit Wasserstoff. Die Wärmepumpe entnimmt die „Wärme“ von über Null Grad auch im Winter aus der vorbeifließenden Weißen Elster und verdichtet sie mit Strom auf Heiztemperatur. Dritter im Bunde sind intelligente Hausanschlussstationen (iHAST) in den einzelnen Wohnblöcken, die permanent den aktuellen Wärmebedarf an die Kraftwerkskombination melden. „Durch das Zusammenspiel gleich zweier Wärmeerzeuger in einem voll digitalisierten Wärmenetz erreichen wir sowohl eine ausgezeichnete Energieeffizienz als auch eine hohe Versorgungssicherheit“, erläutert Ingo Müller, Projektleiter von der TWS. „Und für uns war wichtig, dass wir eine Wärmelösung bekommen, die auch die zukünftig geforderte Klimaneutralität erfüllt und die Heizkosten für unsere Mieter im Rahmen hält“, freut sich Jana Höfer.

Abgestimmtes Arbeiten

„Das Wärmenetz und Glasfaserausbau von den zwei TEAG-Töchtern TWS und TNK umgesetzt werden, hat sich als Glücksgriff erwiesen, so unsere Erfahrung. Sie arbeiten professionell zusammen, eins greift ins andere. Das ist bei Projekten dieser Größenordnung und Komplexität keine Selbstverständlichkeit. Für uns ist das eine große Entlastung. Auch von den Mietern und Anwohnern gab es kaum Beschwerden, obwohl in den Siedlungen umfangreiche Erdarbeiten erforderlich waren“, zeigt sich Jana Höfer zufrieden. „Für uns kamen ohnehin nur regionale Partner in Frage“ ergänzt sie.

Investitionen ohne eigenes Investment

Für die Wohngenossenschaft geht auch die kaufmännische Rechnung auf. Denn die Gesamtinvestition in Höhe von etwa 10 Mio. Euro für Planung und Bau des Wärmenetzes mit allen Komponenten übernimmt die TWS. Die Genossenschaft wird Fernwärmekunde und berechnet an ihre Mieter einen Grundpreis und den jeweiligen tatsächlichen Wärmeverbrauch weiter. Wartung, Instandhaltung und die Steuerung der komplexen Anlage sind Sache der TWS, sodass die Genossenschaft damit keinen weiteren Aufwand hat. Ähnlich funktioniert die Glasfasererschließung. Auch hier liegt das komplette Investment bei der TNK. „Insgesamt steigern wir mit beiden Modernisierungen auf lange Sicht die Attraktivität unseres Wohnungsbestandes. Das ist auch wichtig für zukünftige Vermietungen“, zieht Antje Schmeißer, kaufmännischer Vorstand der Wohngenossenschaft ein positives Resumee.

Zur Nachahmung empfohlen

Inzwischen hat sich das Großprojekt aus Gera schon bei anderen Wohnungsunternehmen herumgesprochen – und stößt auf großes Interesse. Für Jana Höfer keine Überraschung: „Einige Kolleginnen und Kollegen aus anderen Städten haben uns schon angesprochen, wollen von unseren Erfahrungen lernen und sich das Projekt vor Ort mal anschauen. Vielen brennt der Sanierungsstau unter den Nägeln, was natürlich immer eine Herausforderung ist. Ich kann allen nur empfehlen, Quartierslösungen zu betrachten: Es zahlt sich aus.“

Cleveres Zusammenspiel von Wärmepumpe und iKWK

Das Prinzip ist simpel und clever zugleich: Wenn durch viel Sonnen- und Windstrom der regenerative Anteil im Stromnetz hoch und damit der Preis niedrig ist, wird Strom kostengünstig aus dem Netz bezogen und die Wärmepumpe damit betrieben. Bei hohen Preisen für den Netzstrom produziert das Kraftwerk den Strom selber und gleichzeitig die Wärme. Diese fließt zu den angeschlossenen Wohnblöcken, der überschüssige Strom ins öffentliche Netz. Das Zusammenwirken aller Komponenten sorgt nicht nur für einen vergleichsweise günstigen Wärmepreis. Es spart auch dank eines regenerativen Wärmeanteils von 40 Prozent – in Zukunft sind bis zu 100 Prozent möglich und angestrebt – viel CO2 ein.

Auf einen Blick

  • keine Investitionskosten in neue Technik für die Wohngenossenschaft
  • Anlagenbetrieb und -überwachung durch die TWS rund um die Uhr
  • Umstieg auf Wasserstoff als Brennstoff ist vorbereitet
  • keine Reparatur- und Wartungskosten während der Vertragslaufzeit
  • Fernüberwachung und -steuerung der Wärmeerzeugung
  • CO2-Einsparungen pro Jahr in Höhe von 482.000 kg
  • Glasfaseranschluss bis in jede Wohnung mit bis zu 1 Gigabit/s
  • Kombi-Angebot aus Internet, Telefon und Fernsehen

Technische Eckdaten des Wärmesystems 

Wärmepumpe 1.000 kW, Power2Heat-Kessel 500 kW, BHKW 1,5 MW jeweils elektrische und thermische Leistung, Pufferspeicher 160 m3, Spitzenlastkessel 4 MW – Fernwärmenetz 3 km