Montag, 27. Oktober 2025
Auf den Tag genau vor einhundert Jahren ist das Wasserkraftwerk Spichra feierlich in Betrieb genommen worden. Das größte Wasserkraftwerk an der Werra verfügt über eine Leistung von 1.169 Kilowatt und speist seinen 100%igen Ökostrom in das Thüringer Stromnetz ein. Zusammen mit den TEAG-Wasserkraftwerken Mihla und Falken – ebenfalls an der Werra – werden jährlich rund 12 Mio. Kilowattstunden Strom erzeugt. Die TEAG hat die als technisches Denkmal geschützte Anlage in den vergangenen Jahren umfassend rekonstruiert und modernisiert.
Spichra / Werra. Mit einer festlichen „Geburtstagsrunde“ ist in Spichra an der Werra der 100. Jahrestag der Inbetriebnahme des Wasserkraftwerkes gewürdigt worden. Die Energieanlage mit drei Francis-Turbinen und einer großen Wehrbrücke war ab 1923 gebaut worden – und am 24. Oktober 1925 feierlich in Betrieb gegangen. Inzwischen wird das Wasserkraftwerk Spichra von der TEAG Thüringer Energie AG betrieben. Die TEAG verfügt in Falken und Mihla (ebenfalls Werra) über zwei weitere Wasserkraftwerke in der Region – wobei Falken mit 112 Jahren das älteste Wasserkraftwerk im Bestand ist. Alle drei Kraftwerke werden heute ferngesteuert vom TEAG Heizkraftwerk Bad Salzungen aus betrieben. Bei den Wasserkraftwerken an der Werra handelt es sich um sogenannte Laufwasserkraftwerke. Für diese Bauart ist keine Staumauer erforderlich, sondern nur eine Wehranlage.
Zum 100. Geburtstag des Kraftwerkes Spichra hat die TEAG viele ehemalige Mitarbeiter nochmal an ihren früheren Arbeitsplatz eingeladen. Bei Führungen durch die Anlage konnte sich die Senioren davon überzeugen, dass das technische Denkmal bestens gewartet ist und im Rahmen des Denkmalschutzes immer modernisiert und auf den neuesten Stand gebracht wurde. So verfügt die Wasserkraftanlage Spichra auch über ökologische Fischtreppen, die eine Durchlässigkeit der Anlage für Fische und andere Wasserlebewesen ermöglicht.
Zum Andenken an den 100. Geburtstag wurde das historische „Pressefoto“ nachgestellt, welches am 24. Oktober 1925 aufgenommen worden war.
Zum hundertsten Jubiläum des Wasserkraftwerkes Spichra/ Werra hat der Arbeitskreis Stromgeschichte der TEAG eine historische Broschüre herausgegeben. Diese Ist erhältlich bei: Matthias Wenzel matthias.wenzel@teag.de
Hier ein Überblick über 100 Jahre Wasserkraftwerk Spichra:
1. Geschichte der Wasserkraftnutzung in Spichra
Juni 1923: Landtagsbeschluss mit dem Ziel, die Landeselektrifizierung voranzutreiben, Ausbau der Wasserkraft an Saale und Werra
Sept. 1923: Gründung Werrakraftwerke AG, Beteiligungen Werrakraftwerke AG: 41 % Land Thüringen, 26 % Thüringenwerk (1923 gegründetes EVU und somit Vorgänger der TEAG), 13 % Stadt Eisenach
Elektroenergieerzeugung und -verteilung schon immer mit kommunaler Beteiligung mit Aufbau erster Überlandnetze
Nov. 1923 - Sept. 1925: Bau des Wasserkraftwerkes
24.10.1925 Inbetriebnahme
1910 - 1933 entstand Überland-Netz in der Region wurde mit diesem WKW der Grundstein für die EV, wie wir sie heute kennen
1948 nach Enteignung dem Energiebezirk Süd (Weimar) zugeordnet bis in die 1950er Jahre von großer Bedeutung für die Energieversorgung
ab 1960 Ausbau des Hochspannungsnetzes und der großen Braunkohlekraftwerke; damit verlor Wasserkraft in DDR-Energiepolitik an Bedeutung
13.1.1984: Bruch einer Wehrwalze durch Korrosion und Stilllegung des WKW
1997/98: Instandsetzung und Reaktivierung durch TEAG Thüringer Energie AG (Investition: 5,9 Mio. DM)
20.3.1998: Wiederinbetriebnahme des Wasserkraftwerkes gesamtes Ensemble Technisches Denkmal
2. Technische Ausrüstung
Leistung: 1.169 KW damit größtes Wasserkraftwerk an der Werra in Thüringen
3 Francis-Schachturbinen unterschiedlicher Leistung zur Anpassung an Abflussmenge der Werra
Anstau des Wassers mit zwei Wehrwalzen
Im Betrieb geschlossen, Wasser der Werra wird durch Maschinen geleitet
Einzugsgebiet der Werra bis zum Kraftwerk 4.015 km²
Wassermenge OW-Becken 0,365 Mio. m³ oder 365.000.000 l
3. Ökologische Durchgängigkeit – Fischschleuse
Europäische Wasserrahmenrichtlinie fordert für Fließgewässer ab 2015 den „guten ökologischen Zustand“.
Mit dem Bau des WKW Mihla verpflichtete sich die Thüringer Energie AG, an allen ihren Anlagen die ökologische Durchgängigkeit herzustellen.
5.7.2006: Inbetriebnahme WKW Mihla mit naturnaher Fischtreppe
27.1.2010: Inbetriebnahme Fischschleuse am WKW Spichra
17.2.2011: Inbetriebnahme Fischschleuse am WKW Falken
Sicherstellung der ökologischen Durchgängigkeit der Werra auf 30 km für Fische und Kleinstlebewesen gewährleistet
Ergebnis: wesentliche Verbesserung des ökologischen Zustandes durch den Einsatz geeigneter technischer Maßnahmen
4. Ersatzneubau Stahlfachwerkbrücke
Die alte Brücke war mehr als 80 Jahre lang direkter Verbindungsweg zwischen Spichra und Pferdsdorf.
Starke Korrosionsschäden am Bauwerk, Sperrung der Brücke stand unmittelbar bevor - Anfang Okt. 2010: Abriss der Brückenkonstruktion
nach Abschluss der Pfeilerkopfsanierung Montage der 5 neuen Brückenfelder mit einer Gesamtlänge von 87 m
Neubau der Brücke nach historischer Vorlage - Teil touristischer Wander- und Radroute entlang der Werra
17.5.2011: nach 7 Monaten Bauzeit feierliche Einweihung des Bauwerkes
5. Errichtung Horizontalrechenanlage
2020 Errichtung einer neuen Rechenanlage circa 129 m² große Querrechenanlage aus Edelstahl
profilierte Rechen mit einem lichten Stababstand von 15 mm, Rechenlänge 47 m
gesamten Zulaufbereich schräg verlaufende und angeströmte Rechen besitzt eine durchgehende Leitfunktion für die Fische und verbessert die Schutzwirkung
jährlicher Effizienzgewinn von etwa 500 MWh durch Neubau der Querrechenanlage