Wichtige Routinen im Alltag
Seit 2013 ist Schroth Kraftwerksleiter. Mit seinen 40 Jahren schultert er eine große Verantwortung – für seine Mitarbeiter, für das Kraftwerk und dafür, dass die Wohnungen in Jena warm sind. „Nein, kalte Füße habe ich in meinem Job bislang nicht bekommen“, scherzt der Ingenieur. „Ich steige nicht in jedes Thema ein und kann nicht alle Probleme persönlich lösen. Wichtig ist es, den Überblick zu behalten und Aufgaben zu delegieren.“ Dafür hat Mario Schroth in seinem Alltag wichtige Routinen entwickelt. Der Tag beginnt 7.30 Uhr mit dem Frührapport mit Mitarbeitern aller wichtigen Kraftwerksbereiche. „Wir gehen den Tagesablauf durch, planen Instandhaltungsmaßnahmen und besprechen die Fahrweise des Kraftwerks.“ Ein Rundgang durch die Kraftwerksanlagen inklusive Stippvisite im Leitstand gehören ebenfalls zum Tagesprogramm. „Genauso wie das gemeinsame Mittagessen mit den Kollegen“, ergänzt Schroth. „Das schweißt zusammen.“
Frag den Propheten
Mario Schroth braucht den direkten Draht zu seinen Mitarbeitern, denn er muss hin und wieder Überzeugungsarbeit leisten. „Die Fahrweise des Kraftwerks hat sich über die Jahrzehnte bis heute komplett verändert. Erfahrene Kollegen wie Ralf Böcker haben in den 70er und 80er Jahren alles dafür getan, damit das Kraftwerk seine Leistungsfähigkeit permanent ausschöpft. Heute fahren wir das Kraftwerk im Stundentakt hoch und runter. Für Kraftwerker eine völlig neue Situation. Das ist so, als ob man einem Rennfahrer sagt, dass er nicht Vollgas geben darf.“ Um das HKW wirtschaftlich zu betreiben und den Anforderungen der Energiewende nachhaltig gerecht zu werden, wurde es 2011 modernisiert. Seitdem kann die Strom- von der Wärmeerzeugung entkoppelt werden. Steigt der Strompreis, wird das Kraftwerk hochgefahren. Dann lässt sich der produzierte Strom an der Börse gut verkaufen. Die miterzeugte Wärme wird, wenn sie nicht benötigt wird, als Heißwasser gespeichert. Sinken die Strompreise, wird das Kraftwerk gedrosselt. Die Speicher dienen dann als Wärmereservoir.
Doch was hat es nun mit dem Propheten auf sich? „So heißt das Programm des Fraunhofer Instituts, das aus Wetterdaten, Wochentagen, Klimazahlen und weiteren Informationen voraussagt, wie viel Fernwärme in Jena benötigt wird. Daraus erstellt der Leiter Betrieb einen tagesaktuellen Fahrplan für das Kraftwerk“, verrät Mario Schroth.