Tobias Knape, Bereichsleiter Netzbetrieb Süd der TEN
TEAG

Ausbau sicherer Netze

Die TEN Thüringer Energienetze GmbH & Co. KG (TEN) investiert kontinuierlich große Summen in den Ausbau und die Modernisierung der Stromnetze im TEAG-Netzgebiet. Im Jahr 2022 wurden 62 Mio. Euro investiert; für 2023 ist ein dreistelliger Millionenbetrag geplant. So wird die gesamte Strominfrastruktur nach und nach für die Anforderungen einer weitgehend durch erneuerbare Energien getragenen Stromversorgung der Zukunft fit gemacht. Das Großprojekt in Oberhof – eines unter vielen – kann als Musterbeispiel dienen und hat kürzlich seine Feuertaufe bestanden. Darüber sprachen wir mit Tobias Knape, Bereichsleiter Netzbetrieb Süd der TEN. 

Herr Knape, warum musste in Oberhof das Stromnetz grundlegend modernisiert werden? 
Die Netzanforderungen und Lastschwerpunkte hatten sich grundlegend geändert. Das Netz war ursprünglich so ausgebaut, dass 90 Prozent der Gebäude im damaligen Haupturlaubsort der DDR mit strombetriebenen Nachtspeicheröfen beheizt werden konnten. Es sollte der sonst so häufige Hausbrandsmog nicht zu sehen sein. Mit der Modernisierung der Heizungen im Ort fiel dann diese riesige Stromlast weg. Zugleich kamen neue Sportstätten und Hotels dazu. Zudem stammten Teile des Netzes noch aus der Zeit vor der Wende und waren in die Jahre gekommen. 

Welche Rolle spielten die vielen Großveranstaltungen, wie zuletzt die Biathlon-WM? 
Da gab es keinen unmittelbaren Zusammenhang – auch wenn wir uns natürlich gefreut haben, dass bei der WM die Stromversorgung reibungslos funktionierte – und auch die Integration der neuen erneuerbaren Energienanlagen, die der Zweckverband Thüringer Wintersportzentrum (TWZ) inzwischen zur Versorgung seiner vielen energieintensiven Sportstätten nutzt, reibungslos funktionierte. Das bestätigt uns, dass wir mit unseren Planungen richtig lagen. 

Hat das ehrgeizige Konzept des TWZ, den Beweis anzutreten, dass Wintersport und Nachhaltigkeit zusammenpassen, nicht ihre Netzplanungen durcheinandergebracht? 
Im Gegenteil, das war ein Glücksfall. So konnten wir unsere Planungen in enger Zusammenarbeit immer wieder aufeinander abstimmen und Fehlinvestitionen vermeiden – auf beiden Seiten. Eine Lehre aus diesem doch recht komplexen Projekt ist sicherlich, dass es ganz wichtig ist, alle Beteiligten frühzeitig an einen Tisch zu holen, die Erwartungen und Sichtweise der Partner kennenzulernen, zu verstehen, einzubeziehen und immer wieder abzugleichen. Schlussendlich war es eine gelungene Gemeinschaftsarbeit mit der Stadt Oberhof, dem TWZ und allen Bereichen der TEAG-Gruppe. 

Ursprünglich sollten sich die Sportanlagen ja nahezu autonom mit grünem Strom versorgen ... 
Richtig. Es stellte sich jedoch bereits in der frühen Planungsphase heraus, dass trotz der Nutzung eigenerzeugter grüner Energie aus Biomasse-Blockheizkraftwerken und Photovoltaik-Anlagen, flankiert von Energiespeichern und Abwärmenutzung, die Skisporthalle, die Eisarena, die Flutlicht-, Beschneiungs- und Kühlanlagen und die sonstige Infrastruktur auch zukünftig auf ein leistungsfähiges, öffentliches Stromnetz angewiesen bleiben. 

Was heißt das? 
Es war ja nicht nur sicherzustellen, dass die Sportstätten auf Netzstrom zurückgreifen können, wenn die Eigenerzeugung nicht ausreicht. Auch überschüssig erzeugter Strom sollte im Bedarfsfall in das öffentliche Netz eingespeist werden können. Insgesamt haben wir das Netz in Oberhof mit neuem Schwerpunkt um die Sportstätten herum angelegt, die Innenstadt teilweise neu verkabelt, sechs Kilometer Mittelspannungskabelsysteme neu verlegt und die Betriebsspannung an den heutigen Lastschwerpunkten von 10 auf 20 kV umgestellt. Außerdem hat uns das TWZ die Betriebsführung seines eigenen Netzes übertragen – auch ein Beleg für die vertrauensvolle Zusammenarbeit.

Hat das Großprojekt Oberhof nicht bei anderen Ausbauprojekten in Südthüringen Lücken gerissen? 
Die Frage verstehe ich, kann sie aber klar verneinen. Keine einzige der in unserem Netzentwicklungsplan vorgesehenen Maßnahmen mussten wir deswegen zurückstellen. Das war auch ein Grund, warum wir den Netzausbau in Oberhof über drei Jahre gestreckt haben. Wenn es mal Verzögerung gibt, dann liegt das momentan an Problemen bei der Beschaffung von Material und Anlagen. 

Wie sieht denn sonst die Netzsituation und damit die Versorgungssicherheit in Südthüringen aus? 
Mal grundsätzlich vorweg: Wir haben hier in Südthüringen wie im übrigen Freistaat eine sehr niedrige Stromausfallquote. Die ist über die Jahre stetig zurückgegangen. Wir müssen also dank kontinuierlicher Netzinvestitionen in der Vergangenheit aus keiner Not heraus handeln. Natürlich gibt es bei Extremwettern fallweise und punktuell kurzfristige Stromunterbrechungen. Die lassen sich kaum vermeiden. Die konnten von unseren Mannschaften vor Ort aber bisher immer sehr kurzfristig behoben werden. 

Und wie sieht der Blick in die nähere Zukunft aus? 
Vergleichbare Großprojekte mit mehreren Bauabschnitten wie in Oberhof gehen wir beispielsweise in Neuhaus am Rennweg, in Hildburghausen, Bad Liebenstein und in Schmalkalden an. Ansonsten droht uns momentan wie allen anderen Netzbetreibern die Entwicklung etwas zu überholen. Uns liegen so viele Anfragen für den Anschluss von PV- und Windkraftanlagen vor, wie nie zuvor. Und das wird nur der Anfang sein, sollen die Klimaziele erreicht werden. Mit Blick auf 2045, wenn die Energieversorgung klimaneutral sein soll, planen wir im gesamten TEN-Netzgebiet unter anderem eine Vielzahl neuer Umspannwerke, die in das Netz eingebunden werden müssen. Das sind riesige Investitionen, die wir vor uns haben. Der grüne Strom muss ja verteilt werden und gegebenfalls auch in das vorgelagerte Höchstspannungsnetz abgeführt werden können. 

Was würden Sie sich von Projektpartnern wünschen? 
Zunächst einmal Verständnis, dass wir Stromanschlüsse nicht auf Zuruf sicherstellen können. Für Genehmigungsverfahren für Netzanlagen müssen wir heute bis zu zehn Jahren veranschlagen. Und: Lassen sie uns reden, so richtig, nicht nur per Mail, nicht nur einmal, sondern projektbegleitend. Die Dinge sind zu vielschichtig, um sie im Vorbeigehen zu erledigen. Auch vonseiten der TEAG Gruppe bringen wir immer die passenden Leute an den Tisch. Wichtig ist zudem: ein Ansprechpartner, der alle Fäden in der Hand hält. Dazu sind wir gerne bereit und das hat in Oberhof bestens funktioniert. Sonst sind Enttäuschungen vorprogrammiert. 

Die Projektdaten auf einen Blick 

  • 18 km Mittelspannungskabel wurden neu verlegt. 
  • 5 neue Trafostationen wurden in das Mittelspannungsnetz eingebunden. 
  • 2 mobile Trafostationen waren während der WM zusätzlich eingebunden. 
  • 3000 kW zusätzliche Leistungsabnahme war während der WM abzusichern. 
  • 80 t CO2 aus zusätzlichen Dieselaggregaten während der WM wurden durch die TEN-Baumaßnamen vermieden. 

Sie haben Fragen zur Netzausbauplanung der TEN in Thüringen: Kontakt erhalten Sie bei der
TEN Thüringer Energienetze GmbH & Co. KG über die E-Mail: info@thueringer-energienetze.com