Bild: Freileitungsmonteur bei der Arbeit an einer Leitung.
Guido Werner/TEAG

Drahtseilakteur

Der Freileitungsmonteur – ein spannender Job mit großer Verantwortung.

Sebastian Hoos, seines Zeichens Leitungsmonteur bei der TEAG-Netztochter TEN Thüringer Energienetze GmbH & Co. KG, steht am Fuße eines mächtigen Strommastes im Wald oberhalb von Schmalkalden und zurrt seine Kletterausrüstung fest. Einen Augenblick später ist er bereits auf dem Weg in luftige Höhen. Behende klettert er über Steighilfen an der Außenseite rund 20 Meter bis in den Querträger.

An diesem Tag zeigt sich der Beruf des Primärtechnikers von seiner schönsten Seite: Die Sonne scheint und Vögel zwitschern im angrenzenden Wald. Doch dass es hier auch ungemütlich sein kann, weiß sein Kollege Rene Schädel, der heute am Boden geblieben ist, nur allzu gut: „Vor ein paar Wochen war hier oben ein Baum umgestürzt, ist auf der 110-kV-Leitung gelandet und hat sofort Feuer gefangen“, erklärt er. Die 30 Kilometer lange und mit 128 Masten versehene Hochspannungsleitung zwischen Suhl und Breitungen besteht aus einem auf eine Zugfestigkeit von 2,6 Tonnen ausgelegten Stahlkabel, das für die nötige Traglast sorgt. Außen ist es mit einem Alugeflecht ummantelt, durch das der Strom fließt. „Bei solchen Bränden entstehen hohe Temperaturen, die das Stahlseil schwächen“, sagt Rene Schädel. „Wir tauschen den geschädigten Bereich jetzt aus, weil es sonst irgendwann reißen könnte.“

Sicher ist sicher

Inzwischen hat sich Sebastian Hoos, stets mit zwei speziellen Schnabel-Karabinern gesichert, bis zu den Isolatoren ganz außen vorgearbeitet. Zuvor hatte das Team bereits überprüft, dass kein Strom mehr fließt, und die Leitung geerdet – natürlich in entsprechender Schutzkleidung mit spezieller Jacke, Hose und Helm. Erst jetzt können die eigentlichen Arbeiten beginnen. Am Träger löst er die mächtige Leitung aus der Verankerung, die von unten mit einer Winde gehalten und langsam abgelassen wird. „Wir versuchen so viele Arbeiten wie möglich vom Boden aus zu erledigen“, erläutert Rene Schädel. Wenn das mal nicht geht, kann auch ein Hubschrauber oder ein spezielles Leitungsfahrrad zum Einsatz kommen. Als das Kabel den Boden erreicht hat, geht alles ganz schnell: Das mit deutlichen Brandspuren versehene Stück wird herausgetrennt und mit Hülsen, die mit einem Druck von 200 Kilonewton auf das Seil gepresst werden, neu befestigt.

Bild: Freileitungsmonteur bei der Arbeit an einer Leitung.
Guido Werner/TEAG

Die Hochspannungsleitung zwischen Suhl und Breitungen ist 30 Kilometer lang. Die Arbeiten verlangen den Kollegen einiges ab.

Bild: Freileitungsmonteuer arbeitet an einer Leitung.
Guido Werner/TEAG

Im Schnitt geht es für die Höhenkletterer ein- bis zweimal die Woche hoch hinaus. Normale Masten sind etwa 20 bis 30 Meter hoch, der höchste in Thüringen bringt es aber auf stolze 90 Meter. „Für mich ist es eine willkommene Abwechslung vom Arbeitsalltag“, erklärt Sebastian Hoos. In seiner Freizeit ist er Mitglied in der Thüringer Bergwacht und hat so sein Hobby zum Beruf gemacht.

„Es ist immer eine neue Herausforderung, es macht mir aber sehr viel Spaß.“ In erster Linie müsse man natürlich schwindelfrei sein und die körperliche Eignung mitbringen. Neben einem Einführungskurs in der Ausbildung stehen zusätzlich jedes Jahr Weiterbildungen an. „Ein bisschen Mut und Erfahrung sind natürlich auch wichtig.“ Absolut zentral für die Männer ist aber, dass sie sich auf ihre Ausrüstung und ihre Kollegen verlassen können, so werden die Gefahren minimiert. Robin Forelle, der 2017 seine Ausbildung bei der TEAG Thüringer Energie abgeschlossen hat, konnte so sogar seine Höhenangst überwinden: „Die extrem sichere Ausrüstung und das gute Team haben mir dabei geholfen, die Kletterei gehört inzwischen ganz normal zum Beruf.“